Saturday, 10. July 2004
belledejour
00:38h
Neuer Monat, neues Blog. Der Dank geht an die Frau Meisterköchin, die es überhaupt erst möglich gemacht hat, dass ich nun auch auf dem Antville Server hausen darf. Hat etwas länger gedauert, der Umzug, aber die Tage bestanden sowieso aus langen Fäden aus Zuckerrübensirup, die mich langsam einwickelten und immer bewegungsloser werden ließen. Ein Zustand der langsamen inneren Verwesung gesellte sich dazu. Dieser Zustand, wenn man zu lange im eigenen Saft gekocht hat, der nun abgestanden ist und bedrohlich stinkt. Man watet missmutig herum und weil es gerade eh nicht so schön ist, kommen auch noch die Zuckerrübensiruptage. Da wundert es nicht, wenn man irgendwann hinfällt. Glatte Ledersohlen auf Kopfsteinpflaster nebst nicht mehr wirklich nüchtern makes me fall. Der Fall auf den Hintern war gar nicht so schlimm, im ersten Moment musste ich sogar lachen, weil es so absurd war, weil sich alles so zusammenfügte, und weil grad keiner kam, bin ich mal sitzen geblieben, hab mir eine Zigarette angezündete, geseufzt während meine Jeans sich langsam vollsog. Endlich mal nicht aufstehen müssen, wenn man auf die Fresse gefallen ist, dass kam mir gerade recht. Aber so blöd mitten auf dem Bürgersteig rumsitzen war mir dann auch nicht recht, also mich drei Meter auf den Treppenabsatz eines Hauses geschleppt und innerhalb von einer halben Stunde immerhin zweimal die Frage ob es mir gut gehen würde oder ob mich ausgeschlossen habe, beantworten müssen. Meine bisherigen Erfahrungen mit Frauen beliefen sich auf ein Partygeknutsche mit einer Studienkollegin, für das ich eine Menge Alkoholika gewonnen hatte und über das ich meine damalige Affäre verlor. Er hatte erstens nicht damit gerechnet dass ich das mache, und zweitens nicht erwartet, dass ich das den restlichen Abend machen würde, während er linkisch rum stand und sich von seinen Freunden dumme Sprüche anhören musste. Meine zweite Erfahrung passierte in einem Urlaub vielleicht ein halbes Jahr später an irgendeinem Strand irgendwo an der Atlantikküste, da wo man halt hinfährt, so mit Anfang 20, ohne Geld in der Tasche, nur mit der lauen Sehnsucht nach Ruhe, Luft und schönen Abenden am Meer, mit Freunden, die den Korken in eine Weinflasche reindrücken können, und wo ich einer sehr, sehr blonden, sehr, sehr durchtrainierten Surferin mit einem wundervollen, unfaßbar festen Hintern zum Opfer fiel, was völlig ok gewesen wäre, hätte ich nicht zu viel Rotwein getrunken und meine Erinnerungen an den Verlauf der weiteren Nacht eher dürftig waren. Der Schädel am nächsten Morgen ärgerte mich nur halb so viel, wie die leider verschwommen Erinnerungen, die nicht viel mehr als verknotete Körper und eine ungewohnte fremdartig des Sex preisgeben wollten. Und klar, die eigenen Phantasien drehten sich gerne mal um das Thema. Sie arbeitete in einer Kneipe und als ich sie hinter dem Theke stehen sah, wurden mir drei Dinge klar: Erstens, die Frau hatte einen echten Schaden, zweitens, sie war unfassbar schön, auch wenn sie eine Art Maiglöckchenkranz in ihrem Haar trug und drittens: das rumort schwer in meinem Bauch. Überhaupt war das alles sehr ungewohnt. Ich war es nicht gewohnt, die Initiative zu ergreifen, schon gar nicht über so eine lange Zeit. Ich war es gewohnt, dass andere die Initiative ergreifen, spätestens dann, wenn ich ihnen das Gefühl gegeben hatte, dass sie nun die Initiative ergreifen. Ihr meine Hand auf die Brust zu legen war leicht. Ihre auf meiner zu spüren war anders. Nichts geschah ab diesem Moment langsam. Ich hatte das Gefühl, dass alles in Sekundenbruchteilen geschah, dass sich alles im Zeitraffer abspielte. Das es nicht nur zwei Hände waren, die über meine Haut strichen, sondern vier oder sechs oder zehn. Alles geschah gleichzeitig, ihre Hände auf meinen Hintern, ihr Kopf zwischen meinen Beinen, ihre Zunge an meinem Hals, in meinem Mund, auf meiner Brust, in mir, ihre langen, so schönen pechschwarzen Haare auf meinem Gesicht, meine Hände auf ihrer Haut, meine Zunge in ihrem Mund, auf ihren Schenkeln. Alles gleichzeitig, alles viel zu schnell und deswegen wollte ich auch nicht mehr aufhören, auch wenn jede Nervenzelle schon längst doppelt überreizt war. Es war spannend, am nächsten Morgen wach zu werden und den Rücken einer Frau zu sehen, den Hintern, die Beine. Und das ging sogar auch alles eine zeitlang mal gut und blieb spannend. Vielleicht, weil es so neu war für mich, vielleicht, weil wir uns selten sahen, vielleicht, weil sie außerhalb des Betts so schrecklich stumm blieb. Sie wollte Haut spüren, sagte sie, das würde mehr geben als jedes Wort und es hatte eine schreckliche Schönheit, wenn sie nach den Berührungen meinen Arm nahm und ihn um sich legte. Manchmal dachte ich, dass sie gleich weinen wird, das irgendwas rausbrechen würde, aber sie schlief immer nur friedlich ein. Natürlich blieb das nicht so. Es legten sich die ersten Schatten auf die Sache und mir wurde klar, dass ich meiner eigenen Versuchung erlegen war. Und meinem atlantischen Verlust. Ich wollte eine Frau, ich wollte einen Schritt weiter gehen, ich wollte einen neuen Berg, einen neuen Kick. Ich wollte meine Hände in einen Schoß bergen. Ich wollte mit einer Frau schlafen, ich wollte ausprobieren, was für mich geht. Ich wollte Hände, Haut und Zunge. Sie wollte ein Bett für ihre Seele. Und sie war das Medium, mehr nicht. Und je mehr mir das klar wurde, desto stärker regte sich mein Fluchtinstinkt, auf den ich mich blind verlassen kann. Ich hatte jahrelang nicht mehr an sie gedacht, bis zu dem Moment, wo ich auf den feuchten Stufen eines Hauseingangs saß und Kette rauchte. Wahrscheinlich ist mir die ganze Geschichte wieder eingefallen, weil ich die Unbeschwertheit vermisse, die ich mit ihr Bett gespürt habe. Diesen leichtsinnigen, explosiven Verlust der letzten Jungfräulichkeit. Das gab es danach nie mehr. Ich hab noch viele Sachen ausprobiert, aber diese Leichtigkeit, diese umfassende Glückseligkeit, die gab es nicht mehr, weil es entweder eine Wiederholung war, oder weil ich seitdem meine Mechanismen besser kenne, und genau weiß, dass ich Dinge ausprobiere, weil ich wieder diesen Kick erwarte, von dem ich ahne, dass er nicht kommen wird. Vielleicht häufen sich deswegen auch die Zuckerrübensiruptage. ... Link (25 comments) ... Comment |
Online for 7561 days
Last update: 2/28/20, 10:57 AM status
Youre not logged in ... Login
menu
recent updates
Schade Elf Jahre You spät
bin ich leider auf diesem Blog gekommen. Schade denn diese...
by Francesa (6/12/15, 4:42 PM)
Sehr schade, da bin ich
wohl ein paar Jahre zu spät auf den Blog...
by Chris123- (10/10/11, 4:46 PM)
sehr schön :) Eine hinreißende
Geschichte. Auch ich habe schon überlegt wie es wäre mit...
by ariane19 (6/30/11, 3:36 PM)
Beirut Der stand wohl voll
unter dem Einfluss von "Operation Dinner out", wenn es diesen...
by mainbube (5/21/07, 4:37 PM)
am Rande verstanden aber wie
gehts weiter? Kommt noch was? Wo ist sie denn?
by rixr (4/19/06, 4:06 PM)
Künstlerglück: Ein Pornoteppich ist auch
kein Frauenvideorecorder. Gruß Gunter Kunst ist bewußte Kreativität. Kreativität ist...
by gunter gutenberg (10/17/05, 7:16 PM)
Frei und Unmoralisch. Wahnsinn! Ich
hab dich in der Kiste und wir essen Kopfsalat. Gruß...
by gunter gutenberg (10/17/05, 7:08 PM)
search
calendar
|